VISION

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Wie ich zu gleichwürdigen Beziehungen finde

FAMILIE – ORT DER ZUGEHÖRIGKEIT

„Gleichwürdigkeit ist die einzige Alternative zum überkommenen patriarchalischen Familienmodell mit seinen klaren Hierarchien: Der Mann und Vater an der Spitze, danach die Frau und Mutter, schließlich die Kinder.JESPER JUUL

Eine eigene Familie* zu haben, ist für viele die schönste Sache der Welt. Und gleichzeitig ist es eine der größten Herausforderungen, für die wir keine Generalprobe hatten. Viele Eltern wollen ihre Kinder anders erziehen, als sie erzogen wurden – und wissen nicht, wo und wie sie mit der Veränderung beginnen sollen. Im stressigen Alltag und in konflikthaften Situationen mit unseren Kindern sagen wir oft Dinge, die wir von den eigenen Eltern kennen und die wir niemals zu unseren Kindern sagen wollten. 

Vor allen Dingen in der Selbstbehauptungsphase und in der Pubertät, bei Themen wie Medienkonsum und schulische Leistungen stoßen wir an unsere Grenzen. Und greifen dann oft auf autoritäre Maßnahmen wie Bestrafung, Drohung und Manipulation zurück. Oder wir stellen fest, dass wir die Bedürfnisse unserer Kinder in den Mittelpunkt gestellt haben und sind selbst völlig erschöpft und ausgelaugt.

Wie sähe eine Welt aus, in der wir alle unsere persönlichen Grenzen schützen dürften? In der wir in Beziehungen von unseren Bedürfnissen und denen der anderen ausgehen würden, anstatt von Normen? In der wir uns, anstatt in Machtkämpfe und Konkurrenz zu verfallen, authentisch zeigen, uns unterstützen und füreinander da sind?

In der Regel haben wir diese Form der gleichwürdigen Begegnung nicht gelernt. Mögliche Sorgen, die bei dem Gedanken aufkommen, sind vielleicht: 

  • Wenn ich das Autoritäre ganz loslasse, verliere ich dann die Kontrolle? 
  • Werden die Kinder dann meine Grenzen respektieren? 
  • Was wir dann aus ihrer Zukunft? 
  • Und werden sie dann empathische und soziale Wesen?

In der gleichwürdigen Familie gibt es enge Beziehungen, Schutzräume und ein großes gegenseitiges Vertrauen. Natürlich gibt es auch Streit und stressige Zeiten. Diese können auf Grundlage der gemeinsamen Werte einfacher und gemeinsam bewältigt werden. 

Meine Vision von einer gelingenden Beziehung in der Familie orientiert sich an den vier Werten von Jesper Juul:

  • Integrität: Ich kenne als Elternteil meine Grenzen und bin in der Lage, sie zu schützen. Gleichzeitig kann ich einen Perspektivwechsel vollziehen und die Grenzen meines Kindes wahren. Ich wende keine Machtinstrumente wie Bestrafung, Beschämung oder Manipulation an, um mein Ziel zu erreichen, sondern agiere auf Grundlage meiner natürlichen Autorität.
  • Gleichwürdigkeit: Die Bedürfnisse und Grenzen aller zählen gleich viel und alle dürfen ihre Meinung äußern. Auf dieser Grundlage treffe ich die Entscheidungen. Dabei kann ich auch von eigenen Bedürfnissen absehen und bin bereit, selbst dazu zu lernen. Gleichzeitig bin ich in der Lage, Unpopuläres durchzusetzen und Gegenwind auszuhalten. Mein Ziel ist es, die Bedürfnisse aller in guter Balance zu halten.
  • Authentizität: Ich besitze die Offenheit und Stärke, persönlich zu kommunizieren und authentisch zu handeln. Und die Fähigkeit, mich selbst zu hinterfragen: Warum denke, fühle und handle ich so? Und wie kann ich mich als Elternteil entwickeln, damit mein Handeln weniger impulsiv und mehr selbstbestimmt ist und mit meinen Werten übereinstimmt?
  • Verantwortung: Eine Familie braucht Führung, sonst gibt es Chaos und Machtkämpfe. Da wir in der Familie die Personen mit der meisten Erfahrung sind, müssen wir diese Aufgabe übernehmen. Wir tragen zu 100% die Verantwortung für die Beziehungsqualität. Auf dieser Basis entsteht Vertrauen und Kinder nehmen viel eher auch unliebsame Entscheidungen hin, wenn sie wissen, auf Grundlage welchen Wertesystems sie getroffen wurden.

Mein Anliegen ist es, Eltern darin zu begleiten, Schritt für Schritt Gleichwürdigkeit in die Familie zu bringen. Unsere Prägungen sitzen so tief, dass es völlig normal ist, dass es Zeit und gezielte Arbeit braucht, (anti)autoritäre Muster zu entlernen. Genauso, wie es möglich ist, einen wenig genutzten Muskel zu trainieren, ist es auch möglich, sich in gleichwürdige Denk-, Fühl- und Handlungsweisen hineinzuentwickeln. 

Ich biete einen Raum, um durchzuatmen und einen liebevollen Blick auf sich selbst, die eigenen Kinder und auf die gesamte Familiensituation zu werfen. Damit wir uns verinnerlichte Muster und Glaubenssätze aus unserer Herkunftsfamilie bewusst machen können. Und unsere Schutzstrategien in nährende und erfüllende Schatzstrategien umwandeln. 

Der Weg hin zu Gleichwürdigkeit ist eine Reise. Und diese Reise lohnt sich. Denn eine lebendige Beziehung zu uns selbst und eine enge und vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kindern ist wohl mit das Bereicherndste auf der Welt.

* Es werden hier explizit alle Formen von Lebensgemeinschaften mit Kind angesprochen, die sich als Familie definieren: alleinerziehende Erziehungspersonen, hetero- oder homosexuelle, trans oder inter Erziehungspersonen, Familien mit Adoptiv- oder Pflegekind, Patchworkfamilien.

PARTNERSCHAFT – LIEBE AUF AUGENHÖHE

Freiheit heißt nicht, sich vom anderen zu entfernen, sondern sich so zu steuern, dass in der Beziehung Raum für zwei Menschen ist.“ DAVID SCHNARCH

In unseren Paarbeziehungen** sind unsere Erwartungen und Vorstellungen oft stark geprägt von den Vorbildern, die wir in unserer Kindheit und Jugend hatten, ob positive oder negative. Auch soziale und gesellschaftliche Rollenbilder, wie eine romantische Partnerschaft auszusehen hat, haben unseren Blick beeinflusst.

Märchen, Filme und Erzählungen suggerieren uns häufig Bilder von emotionaler Verschmelzung. Zu Beginn einer Beziehung fühlt sich das oft auch so an. Eine Beziehung, in der Verliebtsein in Liebe und Vertrautheit übergegangen ist, braucht beides. Sie ist ein Wechselspiel zwischen Nähe und Autonomie. Damit beide Personen als Menschen vorkommen und sich so überhaupt erst als Individuen wirklich begegnen können. 

Der Sexualtherapeut David Schnarch nennt es Differenzierungsprozess, wenn beide Seiten in der Partnerschaft ein stabiles Selbst entwickeln, auf dessen Grundlage sie ihre Interessen, Bedürfnisse und Grenzen klar vertreten können. Ohne zu kämpfen, zu fliehen, oder sich den Bedürfnissen des*r Partners*in zu unterwerfen. 

Für mich geht es darum, herauszufinden: Was ist mir in meiner Partnerschaft wichtig? Welche meiner Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein? Was ist für mich nicht verhandelbar? Und wo kann ich Abstriche machen, in dem Wissen, dass ich von der anderen Person nicht alles bekommen kann? Also darum: Wer bin ich, wer bist du und wie können wir gemeinsam einen Raum gestalten, in dem wir uns wirklich auf Augenhöhe begegnen und in dem eine gleichwürdige Liebesbeziehung möglich ist?

Ich begleite Paare auf dem Weg , in einen Austausch darüber zu kommen, was sie brauchen, um sich in ihrer Beziehung genährt, gesehen und geliebt zu fühlen. Mir ist in der Beratung wichtig, nicht nur über etwas zu sprechen. Sondern das Gespräch als Experimentierfeld zu betrachten, in dem sich beide Seiten auf allen Ebenen (Verstand, Emotion, Körper) in ein neues Verständnis von sich selbst und der Partnerschaft hineinhandeln können. 

Denn erst wenn ich in der Lage bin, zu spüren, was mich stört und was ich selbst brauche, kann ich in der Partnerschaft wirklich in den Dialog kommen und einen Weg des Umgangs mit Unterschiedlichkeiten finden. Je besser ich in Kontakt mit mir selbst bin, desto leichter und tiefer komme ich in der Beziehung in Kontakt mit meinem Gegenüber. 

Häufig streiten wir immer wieder über dieselben Themen und scheinen keinen Schritt weiter zu kommen. Vielleicht wissen wir nach dem Streit nicht mal mehr genau, worum es eigentlich ging. In Liebesbeziehungen sind wir sehr verletzlich. Es ist hilfreich, sich über die eigenen Verletzlichkeiten bewusst zu werden, sich darüber auszutauschen und das Vertrauen zu entwickeln, dass wir uns dadurch näherkommen. Denn nur so können wir der wirklichen Ursache der Konflikte auf die Spur kommen und sie auch auf dieser tiefen Ebene lösen.

Warum verletzt es mich zutiefst, wenn mein Partner mir nicht richtig zuhört? Wieso bringt es mich auf die Palme, wenn meine Partnerin zu spät kommt? Warum überfällt mich bei jedem Streit die Angst, dass die ganze Beziehung auseinanderbricht? Und warum kann ich bei anderen Schwächen meiner Beziehungsperson relativ ruhig bleiben und auf einer erwachsenen Ebene mitteilen, was mich stört?

Reagieren wir auf etwas, was unser*e Partner*in sagt oder tut mit heftigen Emotionen, dann können wir sicher sein, dass die Ursache nicht nur im Hier und Jetzt, sondern in der Vergangenheit zu suchen ist. Dann können wir unsere innere Brille putzen, durch die wir die Situation betrachten und die getrübt ist durch das, was wir an Mangel, Verletzung und Trauma in unserer Kindheit erlebt haben. Auf dieser Suche nach der Ursache lernen wir uns selbst besser kennen. Allein den Auslöser für den Schmerz zu finden, kann schon heilsam sein. Zu versuchen, mich mit diesem Wissen selbst zu regulieren und darüber zu sprechen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Partnerschaft, ist der Beginn von gemeinsamem Wachstum. 

In diesem Zusammenhang haben, vor allen Dingen in zweigeschlechtlichen Partnerschaften, immer auch patriarchale Rollenbilder und gesellschaftliche Machtstrukturen einen Einfluss auf unser persönliches Erleben. Oft haben Männer als Kinder gelernt, dass Gefühle zu zeigen Schwäche bedeutet und Frauen, dass Grenzen setzen und für sich selbst zu sorgen unweiblich und unsozial ist. 

Diese Rollen zu reflektieren und aus ihnen auszubrechen ist ein weiter Weg und meiner Ansicht nach unerlässlich für eine Liebe auf Augenhöhe. Auch weitere Diskriminierungsformen wie Homo- und Transfeindlichkeit, Rassismus usw. beeinflussen unser persönliches Sein in der Welt massiv und damit zwangsläufig auch unsere engsten Beziehungen. Diesen Hintergrund berücksichtige ich und setze mich für eine Diskriminierungssensibilität in der Beratung ein. 

Es geht auf diesem Weg um:

  • Präsenz im Augenblick: Das rechtzeitige Gewahrwerden darüber, wo im Körper ich in konflikthaften Momenten ein Unwohlsein spüre, das zu meinen impulsiven Handlungen führt
  • Selbstwahrnehmung und Bewusstsein: Zu empfinden, welche Gefühle damit einhergehen und zu verstehen, woher diese Empfindungen und Gefühle kommen
  • Authentisches Handeln: Destruktive Muster und Schutzstrategien umzuwandeln in eine wirkliche Verbundenheit zu uns selbst und zum anderen

Die Fähigkeit, in Konfliktsituationen einen Raum zu schaffen zwischen Reiz und Reaktion, in dem ich selbstbestimmt entscheide, wie ich reagiere, ist eine hohe Kunst. Und meiner Meinung nach die Basis einer gelingenden Beziehung. Das können wir natürlich nicht immer schaffen, aber wir können es üben. 

Sich in der Partnerschaft auf diese Reise zu begeben, kann sehr erfüllend sein. Sowohl für das persönliche Wachstum als auch für eine nährende und inspirierende Paarbeziehung.

** Es werden hier explizit alle Formen von Liebesbeziehungen angesprochen, hetero- oder homosexuelle, trans oder inter Beziehungspersonen, monogome, offene oder polyamoröse Beziehungsformen.